Interview mit Daniel Bartel, Regionalsprecher Düsseldorf bei NRWalley
Erzähl uns etwas über dich: Wer bist du?
Ich sehe mich als Brückenbauer zwischen Realität und einer gemeinwohlorientierten Zukunft, Social-Innovator und NewWork-Pionier make it - einem Netzwerk aus 100 Gründer*innen, welches weltweit bereits über 500 Start-up-Teams etablierter Unternehmen beflügelte. Außerdem habe ich zwei Bestseller herausgegeben.
Als Changemaker beschäftigen mich die wesentlichen Fragen verantwortungsbewusster Geschäftsmodelle in einer digitalisierten Gesellschaft und kürzlich wurde ich als "Top 40 unter 40 –Macherinnen und Macher im Rheinland" ausgezeichnet.
Du engagierst dich bei NRWalley. Was macht ihr genau?
NRWalley ist das Netzwerk der Start-ups in Nordrhein-Westfalen. Als einziger landesweiter Verein haben wir dabei den Anspruch, alle Regionen unseres Bundeslandes miteinander zu verknüpfen. Vom Münsterland bis Südwestfalen, von Niederrhein bis Lippe. Wir vertreten die Interessen des gesamten Ökosystems gegenüber der Gesellschaft, werben für eine neue Gründerzeit und eine Kultur der Selbstständigkeit.
Der Deutsche Start-up Monitor zeigt, dass NRW im Bereich der Gründungen deutlich aufgeholt hat. Was sind aus deiner Sicht die Gründe für diese Entwicklung?
Die Landesregierung unternimmt einiges, um das Gründen in NRW zu erleichtern. Die STARTERCENTER und die Digital Hubs sorgen für eine höhere Sichtbarkeit und bringen das Ökosystem mit ihren Programmen auf Erfolgskurs. Hinzu kommen neue Cluster, wie etwa das Sozialunternehmertum.
Wo hat NRW noch Nachholbedarf und wie könnt ihr mit NRWalley unterstützen?
Trotz des Aufwärtstrends gibt es noch unzählige Baustellen. Vor allem unsere angrenzenden Nachbarländer gehen wesentlich mutiger vor. Nach der Home Office-Phase aufgrund der Pandemie werden diese Länder zunehmend für ihre Standorte werben. Wir müssen uns anstrengen, um dabei mithalten zu können.
Was sind deine persönlichen Ziele und wie motivierst du dich?
Da ich nur ehrenamtlich dabei bin, motiviert mich das große Team, welches wir haben. Zudem streben wir Vollzeitpositionen an. Da wir vor einer großen Transformation stehen, möchte ich die Good Practices aus der Social Start-up-Szene in die klassische Start-up-Szene einbringen.
Was sind derzeit deine größten Herausforderungen?
Die globalen Herausforderungen sind nur zu lösen, wenn wir uns auf das besinnen, was wir tun müssen und nicht nur auf das, was wir tun können. Zum Glück gibt es viele Alternativen zu einer exit-getriebenen Gründerzeit. Mein Anliegen ist es, die Zebra Start-ups, Gemeinwohl-Innovation, Lean Impact sowie das gemeinschaftbasierte- & genossenschaftsbasierte Gründen bekannter zu machen.
Bei NRWalley bist du Regionalsprecher für Düsseldorf. Was magst du an der Landeshauptstadt besonders?
Mittlerweile bin ich aufgrund der Liebe nach Köln gezogen. Ich mag an der Landeshauptstadt vor allem den dortigen digihub, denn er ist in vieler Weise ein Vorbild für viele Zentren ähnlicher Art. Mit der ehemaligen Garage Bilk gab es schon sehr früh einen tollen Anlaufpunkt für junge Start-up-Teams. Nicht zuletzt haben Pioniere wie Sipgate oder trivago eine internationale Strahlkraft. Hier versucht die Wirtschaftsförderung der Stadt systematisch, internationale Wachstumsunternehmen nach Düsseldorf zu locken. Das macht unsere Vielfalt und Offenheit aus.
Wie beurteilst du die Start-up-Szene hier vor Ort und was wünschst du dir für 2021?
Im NRWalley hat Düsseldorf eine sehr gesunde Szene, die vor allem durch ihre Internationalität und ihren B2B-Fokus besticht. Ich wünsche mir für 2021, dass etablierte Unternehmen die zahlreichen verfügbaren Angebote mehr wahrnehmen und dass alle einen Beitrag für eine gerechtere und gesündere Welt leisten. Die Stadt kann Vorreiter werden, wenn es zum Beispiel um die aktive Nutzung der neuen DIN SPEC 90051-1 zur Bewertung der Nachhaltigkeit von Start-ups geht.
Wie könnte der digihub dazu beitragen?
Der digihub kann versuchen, den Begriff Start-up weiter zu fassen. Schließlich will die Landesregierung mit der neuen Gründerzeit unser NRW zum attraktivsten Standort für Sozialunternehmen entwickeln. Somit darf mehr Chancengleichheit den Projekten eingeräumt werden, die vielleicht kein Exit-Bestreben haben, nicht unbedingt Überschüsse erwirtschaften oder soziale, ökologische oder Gemeinwohl-Innovation ermöglichen. Das Ganze muss sich natürlich auch finanziell rechnen, deswegen wünsche ich mir eine erhöhte Zahlungsbereitschaft für die Leistungen, die etablierte Unternehmen wahrnehmen.
Und zum Schluss: welchen Tipp würdest du allen geben, die überlegen zu gründen?
Der beste Investor ist eine zahlende Kundschaft! Behaltet eure wirtschaftliche Freiheit so lange es geht bei und beachtet bei jeder Finanzierungsrunde, ob diese euren inneren Werten und Wünsche entspricht.
Wir bedanken uns bei Daniel Bartel für das Interview. Mehr zu NRWalley findest du hier.