Ein Wochenende + eine gute Idee = prämiertes Start-up
Ein Start-up zu gründen ist nicht nur eine berufliche Entscheidung, sondern eine Lebenseinstellung: Risiko statt Sicherheit, Freiheit statt Nine-to-Five– das muss man wollen! Die vier Gründer Christian Els, Arkadius Gombos, Kai Lichtenberg und Maximilian Topp wollten das und hatten dabei auch noch eine richtig gute Idee für ihr Unternehmen. Dabei bringen sie nicht nur ordentlich viel Fachwissen mit, sondern auch noch die Erfahrung, dass sie sehr gut zusammenarbeiten können. Mit Ignition haben sie ein Umfeld gefunden, in dem sie ihr Start-up „sentin“ schnell zur Marktreife bringen können. Lest mehr darüber im Interview!
1. Wie erklärt ihr euren Großeltern, was ihr macht?
Eigentlich ist das gar nicht so schwierig: Wir bringen Computern das Sehen bei. Dazu verwenden wir Deep-Learning-Methoden, was im Prinzip heißt, dass wir dem Rechner viele Bilder zeigen und dieser langsam versteht, wie etwas aussieht. Das benutzen wir, um z. B. Oberflächenfehler in der Produktion oder Risse in kritischen Teilen automatisch zu erkennen.
2. Wer ist alles im Team und was sind die verschiedenen Aufgaben?
Wir sind vier junge Gründer (Christian Els, Arkadius Gombos, Kai Lichtenberg und Maximilian Topp) und haben bereits in der Industrie in der Konstellation mehrere Jahre zusammengearbeitet. Wir decken u. a. die Kompetenzen Data-Science, Business-Modeling, Maschinenbau und Computer-Science ab. Allerdings ist das Schöne am Gründen ja, das man nicht mehr nur das macht, was man gelernt oder studiert hat. Jeder von uns kann technisch etwas umsetzen, aber verlässt auch das Büro, um z. B. mit Kunden zu sprechen. Wir halten uns immer auf dem Laufenden und können die Anderen bei ihren Aufgaben unterstützen/vertreten. Außerdem stellen wir bald unseren ersten festen Mitarbeiter Dominik ein, den wir schon länger kennen und der auch seine Masterarbeit bei uns geschrieben hat.
3. Wie ist die Idee zu sentin entstanden?
Der Wille, zusammen zu gründen, stand damals tatsächlich vor der eigentlichen Idee. Ursprünglich haben wir uns ein Wochenende lang bei Arkadius in der Wohnung eingeschlossen und gebrainstormt – das war Ende 2017. Mit der entstanden Idee, Software für Datenanalysen in der Industrie zu entwickeln, haben wir dann bei verschiedenen Wettbewerben gut abgeschnitten (Mitte 2018) und konnten uns der Umsetzung ab Oktober 2018 dann im Rahmen des Förderprogramm START-UP-Hochschulausgründungen NRW hauptberuflich widmen. Während des Ignition-Programms konnten wir dann den Fokus auf industrielle Bilddaten-Analysen weiter schärfen.
4. Was waren bisher die größten Herausforderungen?
Herausforderungen gibt es viele, manche unterschätzt man und andere überschätzt man. Die bisher größten Herausforderungen waren wahrscheinlich leider bürokratischer oder finanzieller Natur. Anfangs haben uns viele Leute gewarnt, dass die Software-Entwicklung besonders kompliziert werden könnte oder die nötige Abstraktion nicht möglich wäre. Das hat sich nicht unbedingt bewahrheitet. Dafür waren irgendwelche Formulare oder das Warten auf die Umsatzsteuer-ID besonders nervig und haben viel Zeit gekostet. Obwohl es aktuell viele Initiativen gibt, um Deutschland noch gründerfreundlicher zu machen, könnten einige Dinge noch schneller und vor allem ohne zehn Telefonate geregelt werden.
5. Was war der schönste Moment in der Gründungsphase?
Ein Highlight war sicherlich die Zusage für das Förderprogramm START-UP-Hochschulausgründungen NRW, damit konnten und können wir uns für ein ganzes Jahr finanzieren. Aber eigentlich haben wir jede Woche das ein oder andere Highlight, sei es die Feierabendrunde auf der Retro-Konsole oder ein gemeinsames Frühstück. Man geht einfach gerne ins Büro und bleibt auch, wenn nötig, gerne mal länger. Man lernt super viel Neues und super viele neue, coole Leute kennen. Ein ganz aktuelles Highlight war natürlich auch die Zusage für Ignition und der Start des Programms. Die Leute vom digihub sind einfach super drauf und bestens vernetzt. Die Coachings, Veranstaltungen und auch die Vermittlung zu potenziellen Kunden haben uns schon weit voran gebracht.
6. Wie habt ihr vom Ignition-Programm erfahren?
Den ersten Kontakt zu Peter Hornik haben wir über die Veranstaltung “MaschBau Innovation Night” gehabt, dort hat er uns von Ignition erzählt.
7. Wie empfandst du bzw. ihr den Bewerbungs- und Auswahlprozess von Ignition?
Die Bewerbung war sehr spannend für uns. Zwischenzeitlich hatten wir zwar mal mit verschiedenen Leuten vom digihub auf Veranstaltungen gesprochen, hatten aber dann erst nur E-Mail-Kontakt bzgl. Ignition. Erst beim Digital Demo Day in Düsseldorf haben wir Wodad dann persönlich kennengelernt und haben uns ihr vorgestellt. Den späteren Pitch für den Auswahlprozess und die anschließende Fragerunde haben wir sehr familiär wahrgenommen. Die Jury hatte unsere Idee verstanden und genau die richtigen Fragen gestellt. Die Freude über die Zusage war dementsprechend riesig, weil wir wussten, dass uns das Programm richtig pushen würde.
8. Woran arbeitet ihr gerade bei Ignition?
Wir haben während Ignition einen neuen Fokus gefunden, bei dem wir uns auf industrielle Bilddaten stürzen wollen. Zu Beginn haben wir die Idee bezogen auf einen bestimmten Use-Case, bei dem wir automatisch Defekte in Schweißnähten erkennen wollen, validiert und ein entsprechendes Kundenprojekt gestartet. Mittlerweile arbeiten wir daran, die Erkenntnisse aus diesem und weiteren Projekten in ein Software-Frameworkzu gießen, um die industrielle Bilddaten-Verarbeitung mit Machine-Learning noch einfacher zu machen.
9. Was war bisher die beste Erkenntnis, welche ihr aus dem Programm mitnehmen werdet?
Das waren zwei: Einerseits „Never fall in love with your first idea.“ und andererseits „Netzwerken lohnt sich.“ Wir haben zwar alle Lean Start-up von Eric Ries gelesen, aber wir haben unterschätzt, wie tief man tatsächlich in Kundenbedürfnisse und vor allem Zahlungsbereitschaft abtauchen kann. Da haben wir besonders vom Coaching mit Sebastian (von Innovation Radicals) profitiert. Zur zweiten Weisheit lässt sich sagen, dass es sich lohnt, die richtigen Veranstaltungen und Treffen zu besuchen. Wir haben durch Ignition von so vielen coolen Terminen erfahren, aus denen viele Leads und interessante Kontakte entstanden sind. In Ergänzung zu den beiden Punkten hat der Austausch mit den anderen Teams auch total viel gebracht. Man kann sich immer gegenseitig auf den Zahn fühlen und bei Dingen unter die Arme greifen. Insgesamt ist Ignition ein echt cooles Format.
10. Wie beurteilt ihr die Start-up-Szene in Düsseldorf und was wünscht ihr euch noch?
Sehr offen und stark vernetzt. Wir haben mittlerweile diverse Veranstaltungen besucht und echt viel gesehen. Was uns besonders gefällt, ist die Affinität zur digitalen Welt, an der der digihub auf jeden Fall einen großen Anteil hat – sei es durch den Accelerator oder durch die ganzen Events. Besonders spannend ist, dass man es schafft Start-ups und etablierte Unternehmen zusammen zu bringen und dann auch noch auf hoher Entscheider-Ebene. Wir würden uns wünschen, dass sich dieser Spirit über ganz NRW oder ganz Deutschland noch mehr ausbreitet. Die Arbeitswelt und Unternehmen können wirklich von der Zusammenarbeit mit Start-ups oder ihrem Mindset profitieren.
Vielen Dank für das Interview!
Wenn ihr auf dem Laufenden bleiben wollt, was bei sentin so passiert, schaut doch mal bei sentin.ai vorbei!