Im Rahmen des DIGITAL DEMO DAY am 9. September haben wir Felix Fiege, Geschäftsführer bei FIEGE Logistik interviewt. Er ist Speaker bei der Paneldiskussion "B2B Plattforms & SaaS – how industrial enterprises become digital tech companies & the role of open source". Viel Spaß beim Lesen des Interviews!

Hallo Felix! Schön, dass du für uns Zeit hast. Könntest du dich bitte kurz vorstellen: Wer bist du und was machst du bei FIEGE?

Vielen Dank für die Einladung. Ich bin Felix Fiege, 43 Jahre alt, komme aus dem schönen Münsterland und leite zusammen mit meinem Cousin Jens Fiege unser Familienunternehmen FIEGE Logistik. Als ich 2008 bei FIEGE eingestiegen bin, war ich zunächst verantwortlich für unseren Engineering- und Business-Development-Bereich. 2012 bin ich dann in den Vorstand gewechselt – und seit 2015 sind Jens und ich gemeinsam Vorstandsvorsitzende und der Generationenwechsel ist vollzogen. Wir bilden seitdem die fünfte Inhabergeneration in unserer nun fast 150-jährigen Unternehmensgeschichte.

War dir schon immer klar, dass du eines Tages in das Familienunternehmen einsteigen wirst?

Nein, das war es tatsächlich nicht. Nach meinem Studium habe ich zunächst bei Unilever gearbeitet und später für Franz Haniel & Cie. Als sich 2008 dann die Gelegenheit ergab, ins Familienunternehmen einzusteigen, habe ich die Chance dennoch sehr gerne genutzt. Wenn ich heute in den Rückspiegel schaue, denke ich, dass das der richtige Weg war und ich die wertvollen Erfahrungen außerhalb des eigenen Familienunternehmens nicht missen möchte.

Welche Vorteile haben Familienunternehmen?

Eine große Stärke von uns ist es sicherlich, dass bei uns immer der Mensch im Mittelpunkt des unternehmerischen Denkens und Handelns steht. Da haben wir einen Vorteil gegenüber großen Konzernen. Zudem können wir als Familienunternehmen schneller Entscheidungsfreiheit an unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter abgeben. Wir fördern und fordern so das Unternehmertum innerhalb unserer Organisation. Und wir legen großen Wert auf Zusammenhalt und Teamgeist. Das sollte in einer Familie ja auch so sein. Und wir bieten als inhabergeführtes Unternehmen in fünfter Generation ein hohes Maß an Beständigkeit und Verlässlichkeit für unsere Kunden.

FIEGE ist ursprünglich ein Transportunternehmen. Heute hat sich die Firma zu einem weltweit führenden Full-Service-Logistikdienstleister entwickelt. Wie kam es dazu?

Wir haben uns in unserer langen Unternehmensgeschichte immer wieder neu erfunden. Vom Pferd zum Lkw, vom Spediteur zum Kontraktlogistiker. Mein Onkel Heinz und mein Vater Hugo haben die Kontraktlogistik etabliert und FIEGE von einem westfälischen Transportdienstleister zu einem internationalen Kontraktlogistiker geformt. Und auch jetzt verändern wir uns wieder. Oder haben es schon getan. Wir sind längst mehr als ein reines Logistikunternehmen, wir sind eine Multi-Business-Brand, die neben der Logistik auch im Venture- und Immobiliengeschäft tätig ist.

Wir wollen und müssen uns stetig neu erfinden, nur so werden wir als Unternehmen erfolgreich bleiben. Neue Geschäftsmodelle zu entwickeln, ist eine Kernaufgabe in Zeiten des Wandels.

Das kann mit unter auch in neuen Partnerschaften mit Kunden oder sogar Mitbewerbern münden.

Entscheidend ist, dass wir nie aufhören, offen für Innovationen und neue Geschäftsfelder zu sein.

Eure Reise ist noch nicht abgeschlossen, oder? Wo siehst du FIEGE in 10 Jahren?

Das ist eine gute Frage, aber sie ist schwierig zu beantworten. Die Welt verändert sich immer schneller. Fakt ist: Wir wollen führend sein in puncto Innovation, Digitalisierung und Nachhaltigkeit. In diese Richtung werden wir uns weiter und noch schneller bewegen. Wichtig ist dabei, dass wir Nachhaltigkeit auf drei Ebenen denken, nämlich auf einer ökologischen, einer ökonomischen und einer sozialen Ebene. Wir sind uns unserer Verantwortung gegenüber unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, unseren Kunden, aber auch gegenüber der Gesellschaft sehr bewusst. Deshalb werden die Werte, die uns heute wichtig sind, es ganz bestimmt auch in zehn Jahren noch sein.

Was sind aktuell eure größten Herausforderungen?

Ich habe es ja gerade schon kurz angerissen: Wir möchten Innovationsführer in der Logistik sein. Und wir möchten uns immer weiter zu einer Data Driven Company entwickeln. Daten zu erheben und zu sammeln, ist dabei das eine, sie am Ende aber auch bestmöglich zu nutzen, ist das andere. Wir haben uns klare strategische Ziele gesetzt, die unsere Leitplanken auf dem Weg in die Zukunft bilden.

Auf diesem Weg unterlaufen uns sicherlich auch mal Fehler, aber das Wichtigste ist, dass wir mutig und offen bleiben, immer Lust auf Neues haben und aus unseren Fehlern die richtigen Schlüsse ziehen.

Wie passen aus deiner Sicht Tradition und Digitalisierung genau zusammen?

Super, würde ich erst einmal sagen. Sie schließen sich jedenfalls keineswegs aus. Tradition ist doch etwas Schönes. Wir sind sehr stolz auf unsere erfolgreiche und lange Unternehmensgeschichte. Aber wir sind uns natürlich trotzdem im Klaren darüber, dass die Welt nicht stehen bleibt, sondern sich immer weiterdreht. Gefühlt ja sogar immer schneller. Und deswegen halten wir nicht stur an irgendwelchen Traditionen fest oder machen Dinge aus Prinzip auf eine bestimmte Art und Weise, nur weil wir sie früher vielleicht immer so gemacht haben. Das wäre der völlig falsche Ansatz.

Auf welches Projekt bist du persönlich besonders stolz?

Ich bin vor allem stolz auf den Zusammenhalt, der bei uns im Unternehmen herrscht. Das ist in der Corona-Krise überdeutlich geworden, und das hat sich zuletzt auch wieder bei der schlimmen Flutkatastrophe in weiten Teilen Westdeutschlands gezeigt. Wir helfen einander, wenn es darauf ankommt. Natürlich gibt es auch viele einzelne Projekte, auf die ich inhaltlich sehr stolz bin. Aber diese Projekte sind am Ende immer eine Teamleistung. Und wir haben einfach ein richtig gutes Team bei FIEGE. Hier packt jeder mit an – und darauf bin ich sehr stolz.

Bei unserem DIGITAL DEMO DAY am 9. September bist du als Experte bei der Paneldiskussion “B2B Platforms & SaaS – how industrial enterprises become digital tech companies and the role of open source” mit dabei. Kannst du uns schon einen ersten Einblick in das Thema geben: Welche Rolle werden B2B-Plattformen zukünftig spielen?

Ich gehe fest davon aus, dass B2B-Plattformen in Zukunft immer weiter an Bedeutung gewinnen werden. Der Einkauf von Unternehmen wird immer effizienter, und spätestens, wenn die Generation der Online-Shopper auch beruflich einkauft, wird sich das Einkaufsverhalten im B2B-E-Commerce-Bereich noch einmal weiter verändern, obwohl dort jetzt schon viel mehr Geld bewegt, wird als beispielsweise im B2C-E-Commerce. Das ist auch einer der Gründe, warum wir uns als FIEGE an Retromotion beteiligt haben, einem B2B-Marktplatz für Autozubehör und Ersatzteile für Old- und Youngtimer.

Wie schaffen Industrieunternehmen den digitalen Wandel?

Nur mit Mut und Entschlossenheit, davon bin ich absolut überzeugt. Ich habe ja eben schon gesagt, dass wir bestimmt auch Fehler machen auf unserem Weg. Das muss man in Kauf nehmen, auch wenn man natürlich trotzdem immer darauf bedacht ist, die richtigen Entscheidungen zu treffen und die bestmöglichen Schritte zu gehen.

Wichtig ist, dass man sich weiterentwickelt, auch wenn es nur kleine Schritte sind. Einfach stehen zu bleiben und abzuwarten, was passiert, wäre deutlich schlimmer.

Denn eins ist klar: Alles, was digitalisiert werden kann, wird auch digitalisiert werden. Und wir haben gelernt, dass Digitalisierung nur gemeinsam funktioniert. Deswegen setzen wir auch vermehrt auf Kooperationen, zum Beispiel mit IT-Dienstleistern oder Start-ups.

Innovationen spielen bei euch eine große Rolle. FIEGE setzt Pilotprojekte mit Start-ups um oder beteiligt sich im Rahmen von F-LOG Ventures sogar. Welche Ziele verfolgt FIEGE mit diesem Engagement?

Vereinfacht gesagt wollen wir als Investor und Partner neue Marktentwicklungen und Innovationen unterstützen und an deren Erfolg auch finanziell partizipieren. Und sofern gewünscht, bieten wir den Start-ups die Chance, von fast 150 Jahren logistischer Erfahrung und unserem breitgefächerten Netzwerk innerhalb und außerhalb der FIEGE-Welt zu profitieren. Dafür haben wir zum einen in XPRESS-Ventures, unseren Company Builder in Berlin, aufgebaut, zum anderen in F-LOG Ventures unseren unabhängigen Venture-Capital-Fonds aufgesetzt, der im westfälischen Greven angesiedelt ist.

Welche Start-ups sind für euch besonders spannend bzw. welche Themenfelder habt ihr besonders im Blick?

F-LOG Ventures konzentriert sich grundsätzlich auf Start-ups, die Seed- oder Series-A-Finanzierungen benötigen, XPRESS Ventures steigt deutlich früher und schon in der Gründungsphase von Start-ups ein. Grundsätzlich suchen wir immer nach Ideen und Lösungen, von denen wir glauben, dass sie perspektivisch das Potenzial haben, die Logistikbranche zu revolutionieren. Und dann versuchen wir, dabei zu helfen, das jeweilige Start-up auf das nächste Level zu heben. Vereinfacht gesagt, möchten wir mit F-LOG Ventures oder XPRESSVentures Menschen, Ideen und Kapital zusammenbringen, um im besten Fall bahnbrechende Geschäftsmodelle zu entwickeln. Dafür kommen durchaus auch Modelle in Betracht, die auf den ersten Blick vielleicht in Konkurrenz zum Kerngeschäft eines Logistikdienstleisters stehen. Hauptsächlich ist für uns, dass sie das Potenzial haben, perspektivisch einen Mehrwert und einen Fortschritt für die Logistik zu liefern. 

Hast du einen Tipp für Gründer und Start-ups, wie sie den richtigen Investor finden?

Ich würde natürlich erst einmal vorschlagen, im Internet beispielsweise auf www.f-log-ventures.com oder www.xpress.ventures vorbeizuschauen. Aber Spaß bei Seite: Ich glaube, ganz entscheidend für das Zusammenspiel zwischen Investor und Start-up sind vor allem Vertrauen und Ehrlichkeit. Die Chemie muss stimmen, ansonsten wird es schwierig. Und es muss immer genügend Freiraum bleiben, damit sich ein Start-up optimal entwickeln und entfalten kann. Wir unterstützen dabei finanziell, wir beraten und helfen, wo wir können und wenn es gewünscht wird. Aber wir mischen uns gleichzeitig auch nicht ein, wenn wir uns besser raushalten sollten.

Vielen Dank für das Interview! 

Wir freuen uns, dich beim DIGITALDEMO DAY am 9. September auf der Bühne zu sehen.

Möchtest du beim DIGITAL DEMO DAY dabei sein? Alle Infos und Tickets findest du auf www.digitaldemoday.com

Abonniere unseren Newsletter

Mit unserem Newsletter halten wir dich regelmäßig auf dem Laufenden und informieren dich über anstehende Veranstaltungen und News.

Weitere Blogs

Das könnte dir auch gefallen